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Labyrinthos

Während die Hände kneten, drücken, schlagen, verstreichen – an Schultern, Brüsten, Bäuchen, Rücken – denke ich über die Figuren nach. Eine hoffnungsschwangere Königstochter, deren Wollknäuel sich in einen runden Leib verinnerlicht hat. Ihr zur Seite wird der Geflügelte auch weiterhin stehen, ein Ratgeber, der nur mittelbare Hilfe leisten kann. Hinter der Sitzenden die Himmelsziege, die in der Mitte des Labyrinthes steht – ein Idol, das sich der menschlichen Vernunft entzieht. Dem Idol zur Seite tritt der verirrte Held. Außen warten der kleine dicke Mann mit der hohen Krone und die breithüftige Matrone – ein ungleiches Paar, das wohl immer auf Abstand stehen muss.
Die Geschichte vom Labyrinth auf Kreta ist vielschichtig und alt. Aber ich meine nicht nur dieses eine Labyrinth. Ich sehe in ihm, so wie die Griechen auch, ein Gleichnis. Ich fordere auf: Gehen Sie hinein ins Labyrinth ihres Lebens, Schritt für Schritt, wie im Dunkeln blind und den Weg ertastend. Vorwärts, rückwärts, im Kreis – aber begeben sie sich auf den Weg zu sich selbst.

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